GMCD 7322 Ð Absolut Trio

 

H…RERLEBNIS

 

SUPERSONIC AWARD Ð pizzicato

 

A. Schšnberg: VerklŠrte Nacht (Fassung fŸr Klaviertrio); R. Kelterborn: 15 moments musicaux; B. A. Zimmermann: PrŽsence; Absolut Trio; 1 CD Guild GMCD 7322; 2008 (74'42)

Dies ist eine wirklich faszinierende Neuerscheinung mit Musikern, die dabei sind, sich als Absolut Trio an die internationale Spitze zu setzen: Bettina Boller (Violine), lmke Frank (Violoncello) und Stefka Perifanova (Klavier). Bedeutsam ist diese CD zuerst einmal durch die Werkauswahl. Am Anfang steht Schšnbergs knapp halbstŸndige 'VerklŠrte Nacht'. Hier wird allerdings nicht die Originalversion fŸr Streichsextett dargeboten, sondern die Fassung fŸr Klaviertrio von Eduard Steuermann, die noch prŠgnanter als das Original erscheint.

BegrŸssenswerterweise ist, dass Richard Dehmels kontroverses Gedicht der AuffŸhrung vorausgesetzt ist, so dass der Hšrer, dank der feinen Rezitation von Peter Schweiger, bereits den Geist der Komposition in sich aufnehmen kann: "Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain", Frau und Mann. Sie ist "schuldig" geworden, da sie ein Kind von einem andern erwartet. Nun vertraut sie sich dem Geliebten an. Der zeigt sich verstehend: "Du wirst es mir, von mir gebŠren", und so kann die Aussšhnung und Versšhnung der beiden die Nacht verklŠren: "Zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht." Die Spannung der Musik entsteht sofort beim Einstieg des Klaviers; es folgt sodann ein derart wunderschšnes und leidenschaftliches, dynamisches und zugleich fein nuanciertes Zusammenspiel der drei Musiker, dass der menschliche Konflikt in der Komposition všllig konsequent aufgebaut, durchleuchtet und zum ergreifenden Abschluss gefŸhrt wird.

Die '15 moments musicaux' von Rudolf Kelterborn wurden 2006 fŸr das Absolut Trio geschrieben. Sie haben allerdings nichts mit Schubert zu tun, sondern, sie stellen in ihrer Knappheit - sie dauern gerade einmal 15 Minuten - Kontraste und Spielmšglichkeiten vor. "Aus den Momenten ergibt sich ein Ganzes", schreibt sehr richtig Thomas Meyer im aufschlussreichen Booklet, und das Trio beweist, dass nichts unmšglich zu spielen ist, was der Schweizer Komponist in seinen musikalischen Momenten, die wie BlitzeinfŠlle sind, an Schwierigkeiten angehŠuft hat.

Bernd Alois Zimmermann hat mit seiner Oper 'Die Soldaten' von 1965 eines der SchlŸsselwerke unserer Zeit geschrieben, das mittels einer raffinierten, auf Zitaten fussenden Collagentechnik die "Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet ...voraus der Blick in die Zukunft mit der Gewissheit der immer wieder neu begonnenen Gegenwart", wie Zimmermann zu PrŽsence von 1961, geschrieben hat. Er fŸgte hinzu: "PrŽsence ...das ist die dŸnne Eisschicht, auf der der Fuss eben nur so lange verweilen kann, bis sie einbricht."

PrŽsence, ein 'Ballet blanc en cinq scnes pour violon, violoncelle et piano', muss man unbedingt als Vorstufe zur Oper 'Die Soldaten' ansehen. Das Werk wirkt immer noch radikal neu und Ÿberraschend, ja, verunsichernd. Dass dem so ist, darf als das Verdienst der Interpreten angesehen werden, die mit einem perfekten VerstŠndnis fŸr das Anliegen Zimmermanns seine ungehšrten und unerhšrten KlŠnge zum Erlebnis werden lassen. GW Ð Pizzicato 11/2008